Geburtsbericht Teil 1 – Einleitung

„Menschenjunges, dies ist Dein Planet,
Hier ist Dein Bestimmungsort, kleines Paket.
Freundliches Bündel, willkommen herein,
Möge das Leben hier gut zu Dir sein!“

(Reinhard Mey, Menschenjunges)

Unser kleines Käferchen hat sich ja ganz schön Zeit gelassen: Während wir zwei die Ruhe vor dem Sturm genossen, war die Welt um uns herum in heller Aufregung. „Wann ist es denn soweit?“, „Seit ihr aufgeregt?“ – Wir haben uns kaum noch aus dem Haus getraut, weil wir nicht schon wieder von Nachbarn belagert werden wollten. Auch Telefonieren und Texten haben wir auf das Nötigste reduziert, es hätte ja jemand glauben können, dass der Anruf die frohe Botschaft verkünden würde. Das hat wirklich sehr genervt, diese ständige Nachfragen. (Ultimativer Tipp: Sagt nie nie nie und niemanden den echten Geburtstermin, schummelt ein paar Tage hinzu, dann lebt es sich am Ende der Schwangerschaft entspannter 😉 !!!)

Wir selbst waren tatsächlich erstaunlich entspannt und im Grunde war es uns auch egal, wann unser Mäuschen sich auf den Weg machen würde, denn was sollte nun noch passieren. Ich ging zur regelmäßigen Kontrolle und wir hatten beide frei, sodass wir die letzten Tage zu zweit wirklich genießen konnten. Das einzige was Sorgen machte, war, dass ich natürlich gern wollte, dass mein Papa unseren Spatz noch kennen lernen kann und wir nach der Geburt wenigsten eine Woche für uns zum Kennenlernen haben. Das machte mich schon etwas nervöser mit jedem Tag, der verstrich.

Am 15.10. war ich dann zur Kontrolle bei meiner Hebamme. Leider war das CTG nicht so gut, sodass sie mich bat, mich den nächsten Tag, ein Sonntag, im Krankenhaus vorzustellen. Ich wusste, dass das örtliche Krankenhaus routinemäßig am siebten Tag nach errechneten Termin einleiten würde, sodass ich mich auch darauf einstellte. Da meine Frauenärztin und Hebamme seit Wochen meinten, dass das wohl noch dauern würde, bis sich unser Baby von allein auf dem Weg macht, musste ich mich sowieso mit dem Gedanken Einleitung auseinandersetzen. Obwohl ich eigentlich überhaupt nicht in das Krankenhaus vor Ort wollte, haben wir uns dennoch dazu entschieden, uns dort vorzustellen. Sollte es zu einer Einleitung kommen, kann sich das ja durchaus hinziehen und dann würden wir uns ein Familienzimmer nicht leisten können, geschweige denn, dass wir eins bekämen. Auch die Hundebetreuung wäre für einen unbestimmten Zeitraum nicht umsetzbar gewesen. Deshalb wollten wir lieber ein Krankenhaus, das mein Mann schnell erreichen kann.

Am nächsten Morgen sind wir also ins Krankenhaus gefahren, dort wurde CTG geschrieben, das nicht berauschend aber okay war. Wie erwartet, empfahlen mir die Ärzte die Einleitung mit Cytotec. Ich stimmte zu.

Ich wusste, dass Cytotec eigentlich nicht zugelassen ist zur Einleitung einer Geburt, da es als Magenmittel hergestellt und verwendet wird sowie nur sekundär Wehen herbeiführen kann. Ich wusste, dass die Wehen unter Cytotec sehr schmerzhaft und nicht muttermundwirksam sein können. Ich wusste, dass eine Einleitung mit Cytotec eine Geburt innerhalb einer halben Stunde oder aber auch mehrerer Tage bis zu über einer Woche dauern kann. Ich wusste, dass Cytotec ein höchst umstrittenes Wehenmittel ist. Ich wusste auch, dass ich stationär aufgenommen werden muss.

Wir haben uns dennoch für die Einleitung entschieden, obwohl es keinen triftigen medizinischen Grund für die Einleitung zu diesem Zeitpunkt gab. Wir haben uns nicht dafür entschieden, weil ich die Nase voll von der Schwangerschaft gehabt hätte oder wir es nicht mehr abwarten konnten. Wir haben uns dafür entschieden, weil wir hofften, so unsere Woche zu gewinnen und meinem Papa das Kennenlernen seiner Enkelin zu ermöglichen, da es ihm zunehmend schlechter ging. Außerdem bestätigte auch die Ärztin im Krankenhaus, dass es nicht so aussieht als würde die Geburt zeitnah von allein beginnen, da der Mundermund noch fest verschlossen und weit nach hinten gelagert und damit insgesamt nicht geburtsbereit war. Klar hätte sich das noch ändern können, aber unter diesen Gesamtumständen, war es die für uns richtige Entscheidung, zu der ich auch heute noch stehe – auch wenn einige Kritiker dies anders sehen mögen. Wäre die Situation eine andere gewesen, hätte ich lieber bis zum allerletzten Moment mit der Einleitung gewartet. Ich denke, so ein Kind weiß schon, wann es Zeit ist zur Welt zu kommen.

Am Sonntagvormittag sollte zunächst mit einer viertel Tablette begonnen und später ggf. eine weitere halbe Tablette eingenommen werden. Während der Tabletteneinnahme sollte ich und mein Baby mittels CTG über eine Stunde im Kreißsaal überwacht werden.

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