Und dann findet man sich weinend in der Küche wieder…

…weil man Spargel schält, so wie du es zu Hause immer getan hast.

…weil man Kartoffeln schält. Auch das war immer deine Aufgabe.

Du hast so gern Schnitzel mit Spargel gegessen, mit richtig viel Hollondaise.

Wenn dir etwas so richtig gut geschmeckt hat, dann hast du immer rumgewundert, ich sehe dich noch heute dabei. Wie du guckst. Wie du den Mund verziehst. Mir hat es neulich nicht geschmeckt, vielleicht wird es das auch nicht mehr. Aber ich habe vorerst eh keine Lust mehr Spargel zu schälen.

Seit du nicht mehr da bist, habe ich schon so oft Kartoffeln geschält, nie hat mich das gestört. Aber der blöde Spargel.

Die Zeit rast vorbei, jeder Tag ist so schnell vorbei, so voll. Ich schlafe wenig und bin immer auf den Beinen. Meist bleibt mir keine Zeit darüber nachzudenken, ich kann es wegschieben. Und dann plötzlich regnet es oder es riecht nach etwas oder es passiert etwas oder ich schäle eben Spargel. Und es erwischt mich eiskalt als käme gerade der Anruf.

Vielleicht war ich die erste außer dir, die begriff was die Diagnose bedeutete. Realistisch wie ich bin, wusste ich, ahnte ich, dass die angedeuteten Jahre nur Hoffnung machen sollten. Ich stürzte mich nicht in diese Hoffnung, blieb abwartend,vielleicht kühl, Selbstschutz, weil ich mein Gefühle nicht gern zeige und ich es dir nicht schwerer machen wollte. Und doch, obwohl ich die ganze Zeit wusste, dass du sterben wirst, habe ich erst jetzt Monate danach das Gefühl, dass ich wirklich begreife, dass du für immer fort von uns bist und nichts mehr so ist wie es war.

Ich habe mich dir immer am nächsten gefühlt. „Wir Männer müssen schließlich zusammen halten!“ Vielleicht aber auch, weil ich in Vielem nach dir komme. So viele Jahre fühle ich mich schon nicht mehr so richtig zugehörig und als Außenseiterin, alleingelassen, aber du warst trotz allem meine Verbindung irgendwie. Jetzt fühle ich mich deplatzierter denn je. Vielleicht ändert sich das Gefühl, wenn jede durch diese Sache durch ist. Ich dachte immer, alles würde anders werden. Wenn wir auch ein Kind haben. Wäre es anders geworden, wenn du noch da wärst? Ich weiß es nicht. Vielleicht geht es auch allen anderen wie mir. Vielleicht ist jede von uns irgendwie deplatziert – ohne dich.

Du fehlst mir so. Ich habe mich so gern mit dir unterhalten, mit dir gelacht. Du hattest einen unglaublichen Humor.

Du fehlst uns. Du fehlst.

Wie können die Monate so schnell vergehen, obwohl du nicht mehr da bist?

 

Folgen der Geburt, Wochenbett und die Zeit danach

Ich hatte deutlich mehr Respekt vor dem Wochenbett als vor der Geburt. Als regelmäßig menstruierende Frau ist es vielleicht seltsam, aber ich fürchtete mich vor dem vielen Blut, dem Wochenfluss.

Ich hatte ja keine Ahnung!!! Ich hatte ja keine Ahnung wie VIEL Blut da so aus einem rauskommt.

Ihr merkt schon, das wird nicht schön hier. Nee, nee, gar nicht schön. Alle zarten Gemüter sollten jetzt wirklich abschalten und sich irgendwelche youtube Videos von niedlichen Tieren anschauen.

Die Informationen zum Wochenbett waren spärlich, sehr vage und generell nur schwer zu bekommen. Entweder werden diese Erfahrungen wehement und erfolgreich verdrängt oder aus Rücksicht oder Scham nicht erzählt. Auch nicht auf Nachfrage. Ich bin jetzt hier im Folgenden völlig scham- und rücksichtslos.

Dennoch eine Bemerkung noch: Es gibt bestimmt auch Frauen, bei denen das alles überhaupt nicht schlimm war oder die es zumindest nicht so empfunden haben. Ich gehöre nicht dazu. Aber meine Erfahrungen müssen da ganz bestimmt nicht das Maß der Dinge sein. Ich weiß nicht wie diese Erfahrungen einzuordnen sind, da ja kaum jemand darüber spricht ;-). Möglicherweise übertreibe ich auch maßlos. Vielleicht aber auch nicht.

Ich hatte mit so vielem nicht gerechnet, so vieles nicht erwartet und mir nicht vorstellen können.

#1 Schnitte und Risse

Ich wurde während der Geburt geschnitten. Das passiert vielen. Ich habe nichts gemerkt. War völlig schmerzlos. Auch das Nähen war dann weitgehend schmerzlos, also alles easy. Die Ärztin informierte mich und nähte noch diverse Scheidenrisse. War im Moment der Info völlig okay.

Was ich nicht wusste: Dass man drei Wochen nicht sitzen kann vor Schmerzen und die Schmerzen bereits sehr sehr bald nach der Geburt auf dem Zimmer starteten. Mir war nicht klar wie oft eine sitzende Haltung eingenommen wird, beim Aufstehen, auf der Toilette, beim Hinlegen, Drehen, Gehen – okay, beim letzteren keine sitzende Haltung. Tut trotzdem weh, denn ich fühlte mich als hätte ich eine Medizinball zwischen den Beinen, so geschwollen und wund fühlte sich das an.

Drei Wochen lang habe ich auf halber Pobacke gesessen, nur wenn ich bei meiner Familie war, habe ich die Zähne zusammengebissen, um meinen Papa nicht noch zusätzlich zu belasten. Nach etwa drei Wochen konnte ich dann vorsichtig normal sitzen und dann wurde es auch recht schnell besser. Nach etwa vier Monaten habe ich davon gar nichts mehr gemerkt und es fühlte sich seitdem an wie vorher.

#2 Blut nach der Geburt und Kreislauf

Wieder auf dem Zimmer wurde mir nahegelegt möglichst bald aber auf gar keinen Fall allein zur Toilette zu gehen, um zu überprüfen, dass die Harnwege unbeschädigt sind und einwandfrei funktionieren sowie eine Ohnmacht zu vermeiden. Dass ich nicht allein gehen durfte, verstand ich nicht. Ich setzte mich elegant wie ein Walross so halbwegs auf, was noch recht gut ging, da die Schmerzrezeptoren gerade erst langsam wach wurden. Ich wurde bestaunt, dass ich das so gut machte, stand auf, taumelte, Rums, da lag ich nun, wurde wohl noch einigermaßen von Mann und Personal aufgefangen. Gut, dass der Kreislauf nach so einer Geburt nicht ganz fit ist, hätte ich mir denken können, aber dass ich dann drei Tage nur taumelnd zur Toilette kann??? Ich war kreislaufmäßig nicht mal in der Lage, aufzustehen, um mein Kind zu wickeln. Erst an Tag 2 nach der Geburt war das mit viel Anstrengung möglich.

Frisch auf dem Zimmer bekam ich einen Edelstahlmessbecher in die Hand gedrückt – zum Spülen. Hää? Da musste ich doch noch mal nachfragen: Auf der Toilette sitzend soll man von vorn und von hinten lauwarmes Wasser über die Genitalien laufen lassen, zur Reinigung und zum Kühlen. War nur blöd, dass es auf der Toilette kein warmes Wasser gab und ich das von weiter her holen musste. Gar kein Problem, wenn man kaum geradeaus laufen kann. Anfangs spülte ich bestimmt 2 Liter bei jedem Toilettengang, sonst hätte ich alles vollgeblutet. Noch nie in meinem Leben habe ich so viel Blut aus mir herauslaufen sehen. Nach drei Tagen brauchte ich nur noch alle zwei Stunden die Vorlage wechseln. In den ersten zwei Tagen brauchte ich pro Stunde zwei bis drei von den ganz dicken Krankenhausvorlagen.

#3 Blutungen während des Wochenflusses

Nee es macht keinen SPaß und es ist total eklig und nervig in einer Zeit emotionaler Aufruhr und körperlicher Entkräftung mit dem Wochenfluss belästigt zu werden. Bei mir wurde es nach vier Wochen langsam weniger und erträglich, nach viereinhalb Wochen riss aufgrund des Stresses die Geburtswunde wieder auf, sodass ich dann nochmal knapp drei Wochen intensiven blutigen WOchenfluss hatte, der dann langsam verebbte und nach insgesamt 8 bis 9 Wochen erledigt war. Zur Belohnung habe ich bereits seit Anfang Februar (gut 3 Monate nach der Geburt) wieder meine Tage – ich hatte also so etwa 6 Wochen Ruhe davor. Yeah!!

#4 Milcheinschuss und Brüste

Wow, äh, krass. Das war ja total untertrieben, dass ich in der Schwangerschaft öfter an explodierende Brüste dachte. Der Milcheinschuss tat ziemlich weh, der direkt nach der Geburt war der heftigste, aber es folgen noch weitere nach etwa 6 Wochen und nach zwei drei Monaten noch mal, den bemerken die meisten aber nicht wurde mir gesagt. Ich habe ihn bemerkt. Da ich über unsere Stillgeschichte noch mal eine einzelnen Beitrag schreiben möchte, erwähne ich nur kurz, dass Brustwarzen so an sich nicht ganz von der Natur zu Ende gedacht wurden, mein Güte, kann ein Baby zupacken!

#5 heckseitige Geburtsverletzungen

Ich hatte nach de Geburt sehr sehr lange mit Hämmorrhiden, Analfissuren und Verstopfungen zu kämpfen. Ich neige sowieso zu Verstopfung, ich kann zum Beispiel generell nicht woanders – jede Übernachtung ist für mich schwierig, wenn es mehr als eine Übernachtung ist, habe ich immer mit Bauchkrämpfen, Schmerzen beim Stuhlgang sofern dieser überhaupt möglich ist (meist erst an Tag 4, dann reguliert es sich etwas normalerweise) also eben mit den FOlgen von Verstopfung zu tun.

Nach der Geburt war das doppelt schwierig. Ich mein der Darm ist echt ein armer Kerl, wird da in der Schwangerschaft völlig aus der Bahn geworfen, zerquetscht und an den Rand gedrückt und hat dann ganz plötzlich massenweise Platz und Null Halt. Der weiß ja erst mal gar nicht wo er hinsoll, der muss auch sich erst mal neu orientieren. Da ist dann erstmal nicht viel mit Peristaltik. Durch die Hin- und Herreisen und die ständig wechselnde Art der Nahrungszubereitung (bei Fertigproduktion reagiere ich immer mit Vertsopfung, deswegen weiß ich auch sofort, wo was drin war;-)), wenig Bewegung, da Kreislauf, Wochenfluss, generell die Kräfte fehlten und die äußeren Umstände war das jetzt nicht soooo förderlich und hilfreich für meinen Darm. So und nun hatte ich ja die blöden Hämorrhiden und Analfissuren. ich hatte noch nie solche Schmerzen wie in den ersten fünf Monaten nach der Geburt. Ich habe geweint vor Schmerzen und hatte große Angst, wenn ich dann zur Verrichtung von Geschäft Nr. 2 zur Toilette musste. Da ich voll stille, konnte mir auch kein Arzt helfen. Mit Flohsamen, Hämorrhidenzäpfchen und Durechhaltevermögen, kann ich nun wieder zu etwa 98 % schmerzfrei und regelmäßig zur Toilette. Sicher hat auch mein Darm seinen  Platz mittlerweile wieder gefunden und ich kann mich wieder häufig und regelmäßig bewegen. Wir sind nicht mehr so oft unterwegs, auch das hilft. Nee, das war nicht schön. Und – ich hatte euch eingangs gewarnt, dass das hier nicht schön wird 😉

#6 Haut

Schon in der Schwangerschaft hatte ich sehr mit trocknender Haut zu kämpfen, nach der Geburt wurde es immer schlimmer. Vor allem um Augen und Mund hatte ich schmerzhafte rote, trockene Stellen – Neurodermitis wie sich herausstellte. Mit Verzicht auf Kuhmilch, Schwarzkümmelölkapseln und einer reichhaltigen Pflege habe ich sie jetzt einigermaßen im Griff, sodass ich nicht mehr um den Mund aussehe wie ein Pavian am Hintern. Das Obskure daran, Stirn und Kinn wurden ölig wie mein Haut vor der Schwangerschaft beschaffen war und dort hatte ich seit Angfang Januar einen Pickelschub wie schon lange nicht mehr. Ich habe mich in meiner Haut nicht mehr wohl gefühlt. Und es ist nicht leicht die Haut zu pflegen, wenn auf so engem Arreal so unterschiedliche Bedürfnisse erfüllt werden müssen. Die Pickel habe ich nur mittelmäßig im Griff, trockene Haut habe ich auch immer noch an den Fingerknöcheln, welche auch häufig bluten, da sie aufgrund der Trockenheit immer wieder aufreißen. Mittlerweile ist es aber fast nur noch rechts. Vermutlich pendelt sich nun auch langsam der Hormonhaushalt wieder ein, sodass sich auch hier etwas in Richtung Besserung tut.

#7 Seele

Da schreibe ich vielleicht noch mal einen extra Beitrag.

#8 körperliche Erschöpfung und Müdigkeit

Mitte Januar war ich völlig am Ende meiner Kräfte, das war eine harte Zeit. Bis heute schläft mein Kind tagsüber nur sehr wenig und kurz. Wenn sie länger schläft, dann nur in der Trage an mir oder seit wenigen Wochen auch mal im Kinderwagen, wenn ich mit dem Hund unterwegs bin. Auch im Auto kann sie mal zwei Stunden am Stück schlafen. Tagsüber hat sie nicht allzuviel Zeit zum Stillen, sie ist mit Welt entdecken beschäftigt ;-D, weshalb sie das nachts nachholt.Ich stehe nachts immer noch alle zwei bis drei ganz selten auch mal vier Stunden auf und schlafe selten mehr als vier bis fünf Stunden und schon gar nicht am Stück. Von Januar bis März kam sie nachts alle Stunde bis zwei Stunden. Im April haben wir dann aus diesem Grund (etwas früher als ich eigentlich wollte) mit Beikost angefangen und bei uns hat es, vor allem seit dem Abendbrei, zu einer Verbesserung der nächtlichen Situation geführt. Ich kann nun jede Nacht mindestens einmal zweieinhalb bis dreieinhalb Stunden am Stück schlafen – eine Wohltat.

Es ist manchmal hart, zumal wir keine Hilfe haben und aufgrund der 24 Stunden-Schichten meines Mannes, mein Kind nur von mir ins Bett gebracht oder nachts getröstet werden will. Da muss ich immer ran. Tagsüber kann ich den Schlaf nicht nachholen, weil sie nur kurz schläft und wenn sie länger schläft, dann sind wir eben mit Kiwa, Trage oder Auto unterwegs. Ein Familienmitglied meinte, ich sei dann einfach nicht müde genug, aber daran liegt es gewiss nicht ;-). Vielleicht bin ich mittlerweile den Schlafmangel auch gewohnt. Bald habe ich schon eineinhalb Jahre nicht mehr durchgeschlafen – unfassbar wie die Zeit vergeht.

 

Ich will mich nicht beschweren. Ich hätte nie gedacht, dass ich einen Menschen so sehr lieben kann. Bzw dachte ich, dass die Liebe zu meinem Mann schon so unfassbar tief geht. Aber diese Liebe zum eigenen Kind, die kann man nicht beschreiben und ist so unglaublich – das erleben zu dürfen – einfach unbezahlbar.

Ich hab das perfekte Kind, denn es ist meins. Unser Kind ist das alles wert. Tausendfach.

 

 

70 000 Kilometer

sind wir in den letzten dreieinhalb Jahren gefahren, allein knapp 6000 in den drei Monaten nach der Geburt für die Strecke Hannover – Magdeburg.

Es ist nicht das, was ich mir für meine Kleine gewünscht hätte, aber die Bedingungen waren so. Auch an mir, insbesondere in der Wochenbettzeit, und natürlich am Fahrer sowie unserem Portemonnaie sind die vielen Stunden auf der A2 nicht spurlos vorübergegangen. Aber die Zeit erforderte dies, die Zeit war so und das ist auch okay. Man kann sich nicht immer alles aussuchen und wir sind hier ja auch nicht bei wünsch‘ dir was, sondern bei mach‘ was draus!

Aber auch so fahren wir wenig in den Urlaub. Wir waren zweimal an der Ostsee und einmal in Würzburg mit dem Auto. 70 000 km ist ganz schön viel. Und wir fahren fast nur, um Familie und Freunde zu besuchen. Das macht den Hauptanteil aus. Unsere Artbeitswege sind kilometermäßig überschaubar, im Sommer bleibt der Große oft stehen. Der Kleine, unser Zweitwagen, wird hauptsächlich für kürzere Strecken zur Arbeit oder für Besuche bei Familien und Freunden genommen. Wenn man das bedenkt, empfinde ich 70 000 km als ziemlich viel für diese Zeit.

Aber so ist das immer gewesen. Wir fahren unsere Familie besuchen, nur sehr selten anders herum. Wir fahren zu unseren Geburtstagen hin, zu ihren Geburtstagen, zu den Feiertagen sowieso und so oft es die Arbeit zuließ und zulässt bzw. es für uns machbar ist zwischendurch. Die Familie meines Mannes wohnt noch etwas weiter weg. Um meine Familie zu besuchen, investieren wir vier Stunden Fahrt, für einen Besuch bei der Familie meines Mannes sieben Stunden (ohne Stau versteht sich). Es sind nicht nur viele Kilometer, es ist auch viel Zeit.

Mit Kind wird einem das noch bewusster, was das eigentlich für ein Aufwand sein kann und oft ist. Mit Kind merkt man noch viel mehr, wieviel Zeit und Kraft allein der Fahrweg kostet. Aber darauf verzichten, die Familie weniger besuchen? Das möchten wir nicht.

Wenn man von der Familie entfernt lebt, entfremdet man sich automatisch. Das ist sicher normal. Wenn wir nicht mehr so häufig fahren würden, dann würde das sicher noch mehr passieren. Ich hatte irgendwie immer gedacht, wenn wir ein Kind haben, würde sich das etwas ändern. Ist ja logisch, das die Kinderlosen investieren und nicht andersherum. Und wenn das nicht logisch ist, dann zumindest irgendwie nachvollziehbar.

Wir möchten, dass Eileen Kontakt zu unseren Familien hat, sie so gut kennen lernen kann, wie es unter den Umständen möglich ist. Also fahren wir. Ganz schön ist, dass die Eltern meines Mannes etwas häufiger vorbei kommen, seit Eileen auf der Welt ist. Das erleichtert das sehr, zumal der Weg zu ihnen ja noch weiter ist als zu meiner Familie.

Aber wir fahren auch aus einem anderen Grund.

ZEIT zu verbringen, gemeinsame ZEIT ist doch das schönste und wertvollste  Geschenk, was man den Menschen, die man liebt, machen kann – oder?

Denn ZEIT kann man nicht ansparen, nicht für später aufheben oder nachholen. ZEIT ist der Moment und dann ist sie schon wieder fort. Irgendwann auch für immer.

Also fahren wir.

Lückenfüller

Sie sagt, du willst die Lücke füllen.

 

Aber wie willst du das tun?

 

Ich sage dir, du wirst scheitern!

Wirst scheitern müssen!

Denn du bist nicht er.

 

Ich für meinen Teil möchte die Lücke erhalten.

Zeigt sie doch, dass da etwas war. Etwas – JEMAND, der uns viel bedeutet hat, der bedeutungsvoll war. Und es ist nicht egal. Was würde mit dieser Bedeutung passieren, wenn die Lücke weg wäre?

Die Lücke gehört ihm UND uns.

Wenn sie nicht mehr wär, dann wäre er nicht mehr. So MUSS die Lücke immer bleiben, gleichwohl wir mit ihr Leben lernen KÖNNEN.

Du kannst sie niemals füllen und darfst dir diese unschaffbare Aufgabe nicht zumuten. Ich sage dir, du würdest daran zerbrechen und wir auch.

Die Lücke soll bleiben!

Fülltest du sie aus, verlören wir noch viel mehr.

Nämlich DICH!

Und dann hätten wir von euch zweien keinen mehr.

 

Geburtsbericht Teil 3 – Geburt

Solange, wie ich leben mag,
Werd‘ ich die Stunde und den Tag,
Den Augenblick vor Augen haben,
Da sie dich mir winzig und warm,
Zum ersten Mal in meinen Arm,
Und in mein Herz zu schließen, gaben.

(Reinhard Mey, Die erste Stunde)

Ich schluchzte nun also so vor mich hin und scheiterte im Bemühen die Tränen zurückzudrängen als die diensthabende Hebamme hereinkam. Sie wollte bei meiner in der Nacht zugelegten Bettnachbarin CTG schreiben als ihr Blick auf mich fiel. Kurzerhand nahm sie mich zum CTGschreiben mit in den Kreißsaal. Erschreckenderweise zeigten sich auf dem CTG zwar regelmäßig aber keine erwähnenswerten Wehen – trotz anhaltender Schmerzen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Wehen nicht muttermundwirksam waren, da sie nicht „von oben“ an der Gebärmutter kamen, diese also nicht ganzheitlich kontrahierte. Sie untersuchte mit und maß 2,5cm Öffnung. Sie fragte mich, ob ich eine PDA haben wolle und empfahl mir diese auch. Ich war dankbar und stimmte zu. Ich wurde durch eine Ärztin aufgeklärt und musste keine 10 Minuten nachdem ich ans CTG angeschlossen worden war in einen anderen Kreißsaal wechseln. Das war gegen 11 Uhr. Dort bekam ich ein schickes Krankenhausnachthemd sowie die PDA vom Chefarzt persönlich verabreicht, welche ich in diesem Moment als Segen empfand. Als die PDA wirkte, konnte ich entspannen und mich von der Müdigkeit, den Schmerzen und der Erschöpfung erholen.

Wir gingen davon aus, dass ich aber irgendwann zurück auf mein Zimmer komme. Die Hebamme sagte zu meinem Mann, dass er Kaffee und Kakao holen könne und auch ruhig noch einmal nach Hause fahren soll. Die Ärztin, die mich bezüglich der PDA aufgeklärt hatte, meinte vorsichtig, dass eventuell heute Abnend das Kind noch kommen könnte. Mein Mann blieb vorerst, ich lag auf dem Kreißbett und bekam einen Tropf – Oxytocin wie ich später erfuhr. Zu dem Zeitpunkt hielt ich den Tropf für einfache Kochsalzlösung zum Aufpäppeln. Ich sollte mich immer mal wieder von der einen auf die andere Seite drehen und dabei jeweils ein Bein auf die Stütze legen. Ich döste etwas und unterhielt mich mit meinem Mann und genoss die Entspannung. Uns wunderte zwar etwas, dass die Hebamme mich immer zum Atmen aufforderte und hin und wieder nachschaute wie weit sich der Muttermund öffnete,wir haben uns aber nichts weiter dabei gedacht. Die Hebamme war sehr nett, ruhig und schien genau zu wissen, was sie tut. Ich gab mich bereitwillig in ihre Hände und wartete geduldig bis ich auf meine Zimmer geschickt werden würde.

Irgendwann gab es einen zweiten Tropf mit Buscopan, der meine Muskulatur weiter entspannen sollte und urplötzlich begann die Hebamme verschiedenste Utensilien bereitzulegen. Ich bekam von alledem nichts mit, mein Mann erzählte mir später davon. Die Hebamme bat die Anästhesistin die PDA zu erneuern und rief eine Ärztin an, dass sie kommen solle. Mein Mann wurde nervös und sagte, dass er glaube, es gehe jetzt los. Da sagte die Hebamme schon, ich sei jetzt offen und schäkerte mit der Ärztin über die Wirksamkeit von Buscopan. Es war ungefähr 12:30 Uhr.

Ich bekam die Anweisung zu pressen, was für mich aufgrund der kürzlich nachgespritzten PDA sehr schwierig war. Ich versuchte es einige Male, bis plötzlich die Ärztin meinte: „Sie müssen jetzt wirklich noch einmal richtig doll pressen, die Herztöne werden schlechter, wir müssen uns beeilen!“ Die Hebamme informierte die Ärztin (oder mich?), dass keine Wehen mehr da wären bzw. diese nicht mehr stark genug seien. Ich versuchte zu pressen, die Hebamme stieg hinter mich auf das Kreißbett und drückte und schob meinen Bauch während die Ärztin die Saugglocke ansetzte. Ich bekam Angst, dass es unsere kleine Maus nicht schaffen könnte. Die Hebamme schob und ich presste, die Ärztin zog, schnitt und zog erneut und dann lag sie da – blass und blau. Es war 13:05. Ich konnte es nicht glauben, nicht fassen, nicht realisieren. Die Hebamme schnappte unser Kind und brachte sie zum Kinderarzt um die Ecke, danach erlaubte sie meinen Mann zu unserer Tochter zu gehen. Während meine Tochter versorgt wurde, wartete die Ärztin auf die Nachgeburt und begann dann meine Scheidenrisse und den den Dammschnitt zu nähen. Währenddessen erklang Eileens Schreien und kurze Zeit später lag dieses zauberhafte Geschöpf in meinem Arm.

Während sich von links nach rechts eine Art Vorhang vor mein Bewusstsein, meine Erinnerungen schob, sodass ich alles was war vergaß, ein Vorhang, der alles, die Kinderwunschgeschichte, die Schwangerschaft und die Geburt weglöschte, begann ich zu weinen, nein ich heulte und mein Mann auch. Wir schauten unseren Schatz an, der auf mir lag und leise atmete und wir heulten wie Schlosshunde – aber dieses Mal aus purem Glück und voller Freude. In dem Moment war alles egal, total schnuppe und alles vergessen. Nur eines zählte: Wir hielten unser Zauberwesen, unser Wunschkind im Arm. Eileen war da. Sie lebte und war gesund und sie war endlich bei uns. Unvergesslich dieser Moment. Unbeschreiblich.

 

 

Geburtsbericht Teil 2 – Wehen

„Du bist ein Licht in ungewisser Zeit,
Ein Ausweg aus der Ausweglosigkeit,
Wie ein Signal, den Weg weiterzugeh‘n,
Herausforderung weiter zu besteh‘n.“

(Reinhard Mey, Mein Apfelbäumchen)

 

Sonntagmittag erhielt ich die ersetze Dosis Cytotec und es passierte nichts. Ich wurde auf mein Zimmer entlassen und ging anschließend mit meinem Mann bei bestem goldenen Herbstwetter spazieren. Ich bekam leichte Wehen, die ich gut veratmen konnte. Wir freuten uns sehr, dachten wir doch, dass es nun losgehen würde. Die versprochene zweite Dosis gab es an diesem Tag jedoch nicht mehr, da die Kreißsäle überfüllt und das Personal überlastet war. Jedoch informierte mich niemand darüber, ich musste gefühlte 1000mal nachfragen bis mir eine Schwester bestätigte, dass die Einleitung vorerst ausgesetzt werden würde. Bis zum späten Abend waren die Wehen wieder weg und ich ziemlich frustriert.

Am Montagmorgen stand ich schon gegen halb fünf auf, denn ich hatte eine Schnarcherin auf meinem Zimmer und hatte die ganze Nacht kaum schlafen können. Ich war müde, gönnte mir aber zum Wachwerden eine Dusche. Dann kamen die üblichen Untersuchungen sowie die Visite und CTGschreiben. Das CTG zeigte keinerlei Wehen. Die nächste Dosis gab es immer noch nicht. Irgendwann erhielt ich dann irgendwie doch unerwartet und plötzlich die halbe Cytotec, weil gerade mal ein Kreißsaal frei war. Unter Beobachtung zeigte sich wieder nichts. Glücklicherweise war das Wetter wieder sehr schön, sodass mein Mann und ich mit unserem Hund einen ausgedehnten Spaziergang machten, bei dem ich erneut Wehen bekam, die etwas stärker als den Tag zuvor waren. Jedoch konnte ich auch diese noch gut veratmen. Zurück im Krankenhaus wurde ich ans CTG angeschlossen und dann vergessen, ich hing also zweieinhalb Stunden am CTG und musste echt dringend Pipi. Wer sich jetzt fragt, warum hat sie denn nicht geklingeklingelt – hat sie, kam aber keiner, weil doch das Personal überlastet und die Station so überfüllt waren (einer der Gründe warum ich dort eigentlich nicht hinwollte – ein weiterer Grund ist die Art und Weise, wie sie mich im Februar behandelt hatte als ich wegen den Blutungen da war).

Eine weitere Tablette wir ursprünglich versprochen gab es nicht – wegen Überfüllung. 😉

Die Wehen wurden wieder weniger, gingen aber nicht vollends, ich frustrierter – freute mich aber zumindest vorerst allein im Zimmer zu sein, da die Schnarcherin nach Hause geschickt und noch keine neue Patientin dazugelegt wurde.

Es gab dann noch mal gegen 20 Uhr ein CTG von eineinhalb Stunden. Gegen 22 Uhr machte es laut Plopp und ich spürte ein sehr schmerzhaftes spitzes Stechen von wenigen Sekunden. Ehrlich, das Ploppen war schon fast ein Knall, also richtig laut und das Stechen wirklich schmerzhaft. Bevor ich aber richtig kapiert habe, was das war, war es auch schon weg. Da bin ich sicherheitshalber mal zur Toilette gestiefelt und hatte ne ordentliche Portion helles Blut am Papier – alles klar, dass war dann wohl der Schleimpfropf. Ich freute mich darüber, ging zurück auf mein Zimmer und war gespannt, was als nächstes geschehen würde. Kaum an meinem Bett angekommen, lief ich aus – unfassbar wieviel Wasser da so aus einem rauslaufen kann. Gleichzeitig bekam ich so heftige Schmerzen wie ich sie bis dahin noch nie erlebt habe. Ich klingelte und es kam sogar schon nach 20 Minuten jemand, genug Zeit um festzustellen, dass die Schmerzen in regelmäßigen ABständen etwa alle drei Minuten kamen und in ihrer Heftigkeit anstiegen.

Die Schwester legte mir eine Wasserabweisenmde Unterlage aufs Bett, ließ mich dann aber liegen den meinte nur, sie würde der Nachthebamme Bescheid geben. Ich konnte die Wehen kaum noch veratmen und rief meinen Mann an, dass er kommen solle, denn Ich konnte vor Schmerzen kaum noch reden und hatte Angst, dass ich bald nicht mehr in der Lage sein würde, um ihm Bescheid zu geben. gegen halb eins kam er und kurz darauf die Hebamme. Seit die Schwester da war, waren gut zwei stunden vergangen, in denen ich konsequent alle drei bis zwei Minuten heftige Wehenschmerzen im Schambeinbereich hatte.

Die Hebamme untersuchte mich und meinte, ich sei erst einen halben Zentimeter offen. Das konnte ich gar nicht glauben bei den Schmerzen zumal ich ja schon den ganzen Nachmittag leichte Wehen und bereits seit mehre als zwei Stunden heftige Wehenschmerzen in sehr kurzen Abständen hatte. Das war der Moment, wo ich echt Angst bekam, dass ich das nicht schaffen könnte. Ich war unfassbar müde und erschöpft und wollte nur noch schlafen, was aber wegen der Schmerzen nicht ging. Mein Mann wurde wieder nach Hause geschickt und die Hebamme verabreichte mir Buscopan in flüssiger Form, dass mir die Schmerzen für etwa eine Stunde minimal erträglicher machte, schlafen konnte ich nicht. Ich klingelte um zwei erneut, sie kam dann auch irgendwann und fuhr mich an, dass Kinderkriegen eben weh tun würde, das müsse man sich halt vorher überlegen – ach echt? Kinderkriegen tut weh? Ich war fassungslos und verletzt über dieses schroffe Kommentar. Sie gab mir aber ein Zäpfchen, das ich postwendend in der Toilette mit Durchfall entsorgte. Ich bat deshalb erneut um ein Zäpfchen, bekam aber keines. Die Hebamme sagte einfach nein.

Ich hoffte auf die Visite, die am Dienstag natürlich dann erst 10:30 Uhr kam. Bis dahin hatte ich keine Auge zu getan und immernoch wellenartige Schmerzen wie ich sie noch nie erlebt habe in zwei minütigen Abständen, ich war total erschöpft und kaputt. Die Ärztin kam dann als sie mich befragte mit dem dort offenbar sehr beliebten Kommentar „Ja, Kinderkriegen tut nun mal weh!“ Um die Ecke. Ich konnte meine Getränken kaum noch zurückhalten, riss mich aber noch zusammen, während ich mich vor der Visite krümmte und stöhnte. Sie fragte dann, warum ich nicht um Schmerzmittel gebeten hätte. Da konnte ich dann nicht mehr an mich halten und informierte sie , dass ich nichts bekommen hätte, weder von der Nachthebamme noch vom Frühdienst, die meinten, ich solle auf die Visite warten. Ich wurde untersucht und bekam die niederschmetternde Botschaft, dass der Muttermund gerade mal zwei Zentimeter geöffnet sei. Ich rechnete hoch und erkannte, dass das heute wohl nichts mehr wird, mit der Geburt und ich bekam eine Wahnsinnsangst, denn ich konnte mir nicht mehr vorstellen, wie ich das schaffen sollte. Ich war seit fast 30 Stunden wach, die Hälfte davon mit Wehen und hatte eine ganze Nacht und einen Morgen heftigster Wehen hinter mir, die offenbar null muttermundwirksam waren. Außerdem machte ich mir Sorgen um mein Baby, denn stundenlang ohne Fruchtwasser, mit Wehen und einer erschöpften Mutter, sind bestimmt auch für unseren Schatz nicht die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Geburt. Ich war körperlich und nervlich völlig am Ende und brach in Tränen aus…

 

Geburtsbericht Teil 1 – Einleitung

„Menschenjunges, dies ist Dein Planet,
Hier ist Dein Bestimmungsort, kleines Paket.
Freundliches Bündel, willkommen herein,
Möge das Leben hier gut zu Dir sein!“

(Reinhard Mey, Menschenjunges)

Unser kleines Käferchen hat sich ja ganz schön Zeit gelassen: Während wir zwei die Ruhe vor dem Sturm genossen, war die Welt um uns herum in heller Aufregung. „Wann ist es denn soweit?“, „Seit ihr aufgeregt?“ – Wir haben uns kaum noch aus dem Haus getraut, weil wir nicht schon wieder von Nachbarn belagert werden wollten. Auch Telefonieren und Texten haben wir auf das Nötigste reduziert, es hätte ja jemand glauben können, dass der Anruf die frohe Botschaft verkünden würde. Das hat wirklich sehr genervt, diese ständige Nachfragen. (Ultimativer Tipp: Sagt nie nie nie und niemanden den echten Geburtstermin, schummelt ein paar Tage hinzu, dann lebt es sich am Ende der Schwangerschaft entspannter 😉 !!!)

Wir selbst waren tatsächlich erstaunlich entspannt und im Grunde war es uns auch egal, wann unser Mäuschen sich auf den Weg machen würde, denn was sollte nun noch passieren. Ich ging zur regelmäßigen Kontrolle und wir hatten beide frei, sodass wir die letzten Tage zu zweit wirklich genießen konnten. Das einzige was Sorgen machte, war, dass ich natürlich gern wollte, dass mein Papa unseren Spatz noch kennen lernen kann und wir nach der Geburt wenigsten eine Woche für uns zum Kennenlernen haben. Das machte mich schon etwas nervöser mit jedem Tag, der verstrich.

Am 15.10. war ich dann zur Kontrolle bei meiner Hebamme. Leider war das CTG nicht so gut, sodass sie mich bat, mich den nächsten Tag, ein Sonntag, im Krankenhaus vorzustellen. Ich wusste, dass das örtliche Krankenhaus routinemäßig am siebten Tag nach errechneten Termin einleiten würde, sodass ich mich auch darauf einstellte. Da meine Frauenärztin und Hebamme seit Wochen meinten, dass das wohl noch dauern würde, bis sich unser Baby von allein auf dem Weg macht, musste ich mich sowieso mit dem Gedanken Einleitung auseinandersetzen. Obwohl ich eigentlich überhaupt nicht in das Krankenhaus vor Ort wollte, haben wir uns dennoch dazu entschieden, uns dort vorzustellen. Sollte es zu einer Einleitung kommen, kann sich das ja durchaus hinziehen und dann würden wir uns ein Familienzimmer nicht leisten können, geschweige denn, dass wir eins bekämen. Auch die Hundebetreuung wäre für einen unbestimmten Zeitraum nicht umsetzbar gewesen. Deshalb wollten wir lieber ein Krankenhaus, das mein Mann schnell erreichen kann.

Am nächsten Morgen sind wir also ins Krankenhaus gefahren, dort wurde CTG geschrieben, das nicht berauschend aber okay war. Wie erwartet, empfahlen mir die Ärzte die Einleitung mit Cytotec. Ich stimmte zu.

Ich wusste, dass Cytotec eigentlich nicht zugelassen ist zur Einleitung einer Geburt, da es als Magenmittel hergestellt und verwendet wird sowie nur sekundär Wehen herbeiführen kann. Ich wusste, dass die Wehen unter Cytotec sehr schmerzhaft und nicht muttermundwirksam sein können. Ich wusste, dass eine Einleitung mit Cytotec eine Geburt innerhalb einer halben Stunde oder aber auch mehrerer Tage bis zu über einer Woche dauern kann. Ich wusste, dass Cytotec ein höchst umstrittenes Wehenmittel ist. Ich wusste auch, dass ich stationär aufgenommen werden muss.

Wir haben uns dennoch für die Einleitung entschieden, obwohl es keinen triftigen medizinischen Grund für die Einleitung zu diesem Zeitpunkt gab. Wir haben uns nicht dafür entschieden, weil ich die Nase voll von der Schwangerschaft gehabt hätte oder wir es nicht mehr abwarten konnten. Wir haben uns dafür entschieden, weil wir hofften, so unsere Woche zu gewinnen und meinem Papa das Kennenlernen seiner Enkelin zu ermöglichen, da es ihm zunehmend schlechter ging. Außerdem bestätigte auch die Ärztin im Krankenhaus, dass es nicht so aussieht als würde die Geburt zeitnah von allein beginnen, da der Mundermund noch fest verschlossen und weit nach hinten gelagert und damit insgesamt nicht geburtsbereit war. Klar hätte sich das noch ändern können, aber unter diesen Gesamtumständen, war es die für uns richtige Entscheidung, zu der ich auch heute noch stehe – auch wenn einige Kritiker dies anders sehen mögen. Wäre die Situation eine andere gewesen, hätte ich lieber bis zum allerletzten Moment mit der Einleitung gewartet. Ich denke, so ein Kind weiß schon, wann es Zeit ist zur Welt zu kommen.

Am Sonntagvormittag sollte zunächst mit einer viertel Tablette begonnen und später ggf. eine weitere halbe Tablette eingenommen werden. Während der Tabletteneinnahme sollte ich und mein Baby mittels CTG über eine Stunde im Kreißsaal überwacht werden.

Über dieses Wunder staunen

wir jeden Tag.

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Im Mai 2015 im Reagenzglas gezeugt und eingefroren, als die Eine, die übrig blieb.

Im Januar 2016 aufgetaut und eingesetzt.

Eine zunächst holprige Schwangerschaft, die mit 6-wöchigen Blutungen mit Plazentaablösung begann – eine Erfolgschance von etwa 30 Prozent.

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Eine nicht ganz so einfache Geburt.

Und der einzige „Makel“ ist ein süßes abstehendes  Ohr.

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